Mein Zelt ist ein Kegelzelt aus schwerem Leinen. Dieser Stoff ist so dicht gewebt, daß schon so nur wenig Zwischenraum zwischen den Fäden bleibt. Beginnt es zu regnen, lassen die ersten Tropfen die Fasern noch zusätzlich aufquellen, so daß der Stoff dicht wird und kein Regen durchkommt. Er braucht deshalb im Gegensatz zu leichteren Stoffen nicht imprägniert zu werden. Praktisch an einem Kegelzelt ist außerdem, daß es von einer Person alleine auf- und abgebaut werden kann.
Die Parzival-Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 19 wird auf das 2. Viertel oder Drittel des 13. Jahrhunderts datiert. Auf den Blättern 49r und 49v sind auf mehreren Bildern Kegelzelte abgebildet. Illustriert werden mit diesen Bildern einerseits die Heere von Artus, Gawan und Orgeluse, andererseits die Hochzeitsfeier von Gramoflanz und Itonie mit den ihnen vorausgehenden Ereignissen. Diese beiden Situationen entsprechen den Situationen, in denen überhaupt im Mittelalter mit einem gehäuften Auftreten von Zelten zu rechnen ist: der Heerfahrt und dem höfischen Fest. Die farbigen Muster, die bei diesen Illustrationen auf den Zelten erscheinen, meist sogar innen anders aus außen, haben wohl mit dem Bestreben auch der Dichter zu tun, die Begebenheiten zu überhöhen, und deshalb die Hauptpersonen in den kostbarsten Kleidungsstücken und mit beeindruckend gearbeiteter Ausstattung zu zeigen.
Abbildung aus:
Elke Brüggen:
Kleidung und Mode in der höfischen Epik des 12. und 13. Jahrhunderts
Heidelberg 1989 (Beihefte zum Euphorion 23), Tafel 76.
© Oktober 2005 Karen Thöle